Damen I: Der Reiz der Bayernliga

Die Handballerinnen der HSG Fichtelgebirge können sich über Zulauf nicht beklagen. Trainer Markus Depolt krempelt einiges um und freut sich über vier Neuzugänge.

Zwei Mal Siebter und stets den Abstiegsplätzen ferngeblieben: Markus Depolt könnte es sich einfach machen und sich auf den Lorbeeren ausruhen. Das aber ist absolut nicht sein Ding. "Jedes Jahr bringt Veränderungen und Herausforderungen mit sich, denen wir uns stellen müssen, um rechtzeitig und schnell zu reagieren", sagt der Damentrainer des Handball-Bayernligisten HSG Fichtelgebirge. Auch für die neue Saison fallen mit Sophie Burger (studienbedingt) und Lena Gluth, die es für ein Jahr ins Ausland zieht, zwei Stammkräfte aus dem Kader. In der Saison zuvor beendeten mit Jessica Spannig und Vera Hermankova zwei "HSG-Ikonen" ihre Karrieren.

Die Neuen bei der HSG Fichtelgebirge: (oben, von links) Jenni Hermann und Julia Fischer, sowie (unten, von links) Emma Köppel und Nicole Sammet.Doch bange ist Depolt vor dem personellen Umbruch nicht. Im Gegenteil. "Es zahlt sich aus, wenn man das ganze Jahr über mit Talenten aus der Region in Kontakt steht", meint der in Pullenreuth bei Neusorg lebende Coach. Gelegentliche Probetrainings bauen Berührungsängste ab und erleichtern die Eingewöhnung. So wurde der Kader für die neue Saison mit folgenden Aktiven sogar noch erweitert: der Weidenerin Julia Fischer (22/HSG Nabburg-Schwarzenfeld/Linkshänderin) und Nicole Sammet (25/TV Münchberg/beide Landesliga Nord) sowie der Kirchenlamitzerin Emma Köppel (18/HC Marktleuthen/Niederlamitz) und Jenni Hermann (17/HC Weiden/Bezirksoberliga).

Depolt hält große Stücke auf dieses Quartett. Köppel und Hermann besitzen gar ein Doppel-Spielrecht und dürfen bei Bedarf noch in der A-Jugend eingesetzt werden, um weitere Spielpraxis zu erhalten. Die HSG Fichtelgebirge hat sich längst bayernweit im Damen-Handball einen Namen gemacht und gilt als Aushängeschild der Region. Ein Status, der Vorteile bringt. Das Interesse wächst bei jungen Spielerinnen, es doch mal höherklassig zu versuchen. "Wir wollen ehrgeizigen Talenten eine Plattform bieten, sich zu präsentieren", verspricht Depolt. Der Weg kann, muss aber nicht zwangsläufig in die Bayernliga führen.

Da die Damen II als Aufsteiger künftig in der Bezirksoberliga antreten, ist auch für den entsprechenden Unterbau gesorgt. Auch sie haben mit der Kirchenlamitzerin Jane Wunschel (21/HC Marktleuthen/Niederlamitz) und Katharina Trißl (26/HC Tirschenreuth) Zuwachs erhalten.

Depolt hat in Absprache mit der Vereinsführung eine Neuerung eingeführt: So wurde in der Vorbereitung das A-Jugend-Training mit dem der Damen I und II zusammengelegt. Einmal um Berührungsängste abzubauen und natürlich, um von denen zu lernen, die seit Jahren den Ton in Bayerns höchster Spielklasse angeben. Nur diesen Weg sieht der HSG-Trainer als den einzig sinnvollen an. Denn Geld, das betont Depolt ausdrücklich, fließt bei der HSG keines. "Wir können dafür mit der Spielklasse und der Qualität unserer Ausbildung wuchern." Für die Mädels sei es extrem wichtig, dass sie sich wohlfühlen. Die Auswärtigen reisen zu den Trainingseinheiten durchwegs in Fahrgemeinschaften an.  Auch darauf habe er ein Auge. "So haben wir fast null Kosten."

Im Schnitt tummeln sich derzeit 20 Spielerinnen im Training – und das drei Mal in der Woche (Mittwoch, Freitag, Sonntag). Handballspezifische Krafteinheiten im Aktiv Squashcenter, im Schwimmbad und in der Halle bilden die Grundlage. Den Feinschliff will Markus Depolt seinen Damen in zwei dreitägigen Trainingslagern in Marktredwitz und Wunsiedel verpassen. Eines sollte Anfang August wie im Vorjahr im Bundesleistungszentrum Kienbaum in Berlin stattfinden, doch das war wegen der Olympia-Vorbereitung restlos ausgebucht und stand somit nicht zur Verfügung. Dazu wird die Mannschaft bis zum Saisonauftakt am 17. September um 14:30 Uhr in eigener Halle gegen den ASV Dachau acht Testspiele absolviert haben. Unter anderem gegen Drittligisten und Vereine aus der zweiten tschechischen Liga und aus der Landesliga

Ein Riesenvorteil für die neue Saison: Der Trainer hat einen Kader beieinander, der auch während der Woche weitgehend zusammen trainieren kann und nicht mehr zu einem hohen Prozentsatz aus Studenten besteht. Das war in den vergangenen Jahren eher selten der Fall. "Viele besuchen noch die Schule oder stehen bereits im Beruf", freut sich Depolt. Auch Sabrina Kraus wurde als Referendarin nach Wunsiedel versetzt und muss nun nicht mehr aus Mittelfranken pendeln. Dazu wurde auch der Trainerstab um Markus Depolt und Conny Drexler (2. Mannschaft) durch Franziska Schedl und Torwarttrainer Michael Braun erweitert.

Trotz der rosigen Zukunftsaussichten will Markus Depolt die sportliche Latte nicht zu hoch hängen. Denn auch die Konkurrenz arbeitet akribisch an ihren Erfolgen. Aber einen siebten Tabellenplatz wie in den Vorjahren würde er durchaus unterschreiben. Wichtig sei, "dass wir an die vergangenen Leistungen anknüpfen und möglichst frühzeitig die Klasse sichern".

Quelle: Marktredwitzer Tagblatt vom 09.08.16, Sport aus der Region, Bericht: Peter Perzl